Olnhausen

Johannes der Täufer

♦ Ortsgeschichte

Olnhausen war vermutlich eng mit Jagsthausen verbunden, darauf deuten sowohl die älteren herrschaftlichen und kirchlichen Verhältnisse als auch der Grenzverlauf zwischen beiden Gemarkungen hin. Seine früheste Erwähnung findet der Ort um 769/78 im Lorscher Codex (»Ollanhusen«). Ob der Ortsname sich auf einen Personennamen bezieht oder auf in der Jagst vorkommende Aale sei dahingestellt.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts bestand das Dorf aus 52 Hofstätten, von denen aber nur 36 bewohnt und bewirtschaftet waren. Der Wasserversorgung dienten damals zwei große Brunnen. Der 1566/98 erwähnte Flurname Burkhardsweiler in der Tiefen Klinge im Hardthäuser Wald könnte auf eine Wüstung hindeuten. Überdies soll – dem Lagerbuch von 1706 zufolge – in der Flur Waldbach oberhalb der Jagst, am Hardthäuser Wald, ein Schloss gestanden haben; dort lagen 80 Morgen Feld, die von allen Lasten befreit waren und statt des Zehnten die zwanzigste Garbe zu reichen hatten. Rechts der Jagst auf dem Schwemmkegel eines Nebenbachs ansteigend ist der Ort nach dem zweiten Weltkrieg im Оsten etwas gewachsen (»Winterhalde« 1967, östlicher Ortsrand 1978). An der Wiederbevölkerung nach dem Dreißigjährigen Krieg waren nicht zuletzt Juden beteiligt. 1654 sind die ersten ortsansässigen Israeliten bezeugt, und 1807 machten sie mit 123 Personen rund ein Drittel der Gesamteinwohnerschaft aus. Die erste Synagoge wurde 1736/37 errichtet, 1772 entstand ein Neubau. Der Anteil an Juden in der Bevölkerung stieg in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts auf über 30 Prozent an, verringerte sich jedoch durch Abwanderung bis 1933 auf 8 Prozent (= 26 Personen). Zwölf Juden kamen in Theresienstadt um.

Zum 1. Januar 1972 wurde Olnhausen nach Jagsthausen eingegliedert.
(Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg)
 

♦ Kirche und Religion

An der Stelle der heutigen Johanneskirche stand bereits eine im 13. Jahrhundert erbaute Kapelle, die von der Mutterkirche in Widdern betreut wurde. Offenbar entstand damals die über die Reformation hinaus gültige Konstellation, dass zwar die Kollatur der Kaplaneipfründe dem Stift Mosbach oblag, die Präsentation und Nomination des jeweiligen Priesters hingegen der in Jagsthausen maßgeblichen Herrschaft. Daher erklären sich wohl auch die am gotischen Sakramentshäuschen in der Kirche angebrachten Wappen der Berlichingen und Handschuhsheim.
In der Beschreibung des Oberamts Neckarsulm aus dem Jahr 1881 steht:

(Schreibweise im Originaltext)"Pfarrdorf, Gem. III. Kl. mit Marktgerechtigkeit, 495 Einw., worunter 1 Kath., Filialist von Berlichingen, O.A. Künzelsau, und 116 Isr. mit Synagoge ... Das kleine Kirchlein steht am nordwestlichen Ende des Orts über demselben auf dem noch benützten ummauerten Kirchhof. Die Nordseite ist hart an den Berg gebaut, wodurch es in der Kirche ziemlich feucht ist. Der im unteren Geschoß des Thurmes befindliche Chor enthält die 1800 aufgestellte, in gutem Zustand befindliche Orgel mit 8 Registern; nach Osten ist die Sakristei angebaut ... Außen an der Südseite neben dem Eingang in den Chor ist über einem Zirkel in Stein eine weiß beworfene verstümmelte Inschrift, welche sich auf einen Würzburger Bischof Reinhard zu beziehen scheint. Ein Pfarrhaus ist nicht vorhanden; die Pfarrei wird vom Pfarrer von Jagsthausen versehen. Das Schulhaus, in der Nähe der Kirche, wurde im vorigen Jahrhundert erbaut, das Schulzimmer seit 1836 eingerichtet. An der einklassigen Schule unterrichtet ein Lehrer, der im Schulhaus wohnt. Das Rathhaus, zweistockig, an der Straße nach Kochersteinsfeld, 1875 neu erbaut, enthält zugleich das Gemeindebackhaus. Der Gemeinde gehört ferner ein Armenhaus, ein Schafhaus, eine Brechhütte und eine Kelter mit 2 Pressen. Die Synagoge steht an der nach Kochersteinsfeld führenden Straße; über dem Eingang das Berlichingensche Wappen mit den Buchstaben E. V. B. und G. V. B. und der Jahrszahl 1772. Hebräische Inschrift Psalm 118, 19. Auch eine israelitische Schule ist im Ort. Die israel. Gemeinde gehört zum Rabbinat Mergentheim ... 1662. Der Pfarrer verläßt Olnhausen, weil das Pfarrhaus am Einsturz ist".

1328/29 erhielt die Kirche St. Johannes des Täufers aufgrund einer Stiftung der ritteradligen Herrschaft einen eigenen Kaplan und gewann damit gegenüber der Mutterkirche in Widdern eine gewisse Selbständigkeit. Im Jahr 1408 wurde die Kapelle durch den Neubau der Johanneskirche ersetzt und war zunächst katholisch. Davon zeugt heute noch ein Tabernakel in der Ostwand hinter dem Altar.

Erst im Jahr 1560 wurde die Johanneskirche evangelisch. Nach der Reformation hatte Olnhausen zeitweise eine eigene lutherische Pfarrei, meist jedoch wurde es von Jagsthausen aus mitversehen. Urkundlich gesichert ist, dass der erste evangelische Geistliche, Pfarrer Cantzler aus Miltenberg, im Jahr 1560 in Jagsthausen seine Stelle antrat und dort 32 Jahre lang der Herrschaft zugleich als Amtmann diente. Er predigte sowohl in Jagsthausen, als auch in Olnhausen.

Den Schulmeister bestellte die Herrschaft Berlichingen allein. Er nahm zugleich das Amt des Mesners wahr, hatte in der Kirche zu singen, die Glocken zu läuten und die Schlaguhr zu richten. Wie in Jagsthausen wurde in Olnhausen bereits 1706 ganzjährig Schule gehalten. Die Johanneskirche wurde 1880 gotisch erneuert

Im Inneren der Kirche befinden sich zwei römische Altarsteine sowie ein Kruzifix von 1668. Besonders stolz sind wir auf unsere historische Mezler-Orgel aus dem Jahr 1800. Die älteste Glocke der Kirche stammt aus dem Jahr 1510. Neben dem Eingang zur Sakristei befindet sich ein historisches Steinmetzzeichen, auf dem in gotischer Schrift steht: (Übersetzung: Erbaut im Jahr des Herrn 1408 durch den Bischof Reinhard). Dieses Steinmetzzeichen bezieht sich vermutlich auf den Würzburger Bischof Reinhard, lässt sich aber nicht mit Sicherheit feststellen, da die Inschrift verstümmelt ist.

Umfassende Baumaßnahmen fanden im Jahr 2007 statt. Neben Maler- und Elektroinstallationsarbeiten wurde unter anderem die Kanzel und das Kreuz restauriert und eine gemeinsame Schaltzentrale für Heizung, Beleuchtung und Glocken installiert.

Im Juni 2019 wurde die Skulptur einer Johannesfigur eingeweiht, die der Jagsthäuser Kirchengemeinderat David Huber aus Lindenholz geschaffen hat. Die Johannesfigur hat nun seinen festen Platz über der Kanzel und überblickt von dort das Kirchenschiff.

► Unsere Johanneskirche ist nur während den Gottesdienstzeiten offen.

Berichterstattung der Heilbronner Stimme zu den Sanierungsarbeiten an der Johanneskirche Olnhausen vom 09. Oktober 2007

Der Altarraum wirkt hell: Kirchengemeinderat Klaus Willig (von links), Pfarrer Hezinger, Architekt Windmüller und Rätin Brigitte Schmid sind begeistert.Foto: Pfäffle

Der Altarraum wirkt hell: Kirchengemeinderat Klaus Willig (von links), Pfarrer Hezinger, Architekt Windmüller und Rätin Brigitte Schmid sind begeistert. Foto: Pfäffle

Johanneskirche strahlt innerlich.

Die 180 evangelischen Christen in Jagsthausen-Olnhausen haben ihr altes Zuhause zurück. Nach einer sechsmonatigen Bauphase wurde am Sonntag die Johanneskirche wieder eingeweiht. Die Übergangszeit der Gottesdienste in der alten Schule hat damit ein Ende.

Es hat sich viel getan in dem alten Gotteshaus aus dem Jahre 1408. Ursprünglich war mal eine komplette Sanierung vorgesehen, doch bei allen erforderlichen Maßnahmen waren von Kosten von mindestens 120 000 Euro auszugehen - ohne Heizung. Zu viel für die kleine Gemeinde. Denn vor allem die Heizung war wichtig, und so entschloss man sich in Olnhausen für die Wärme spendende Anlage und eine Renovierung des Kircheninneren.

Viele Hürden: Nach vielen Hürden, Besprechungen und Absprachen im Landesdenkmalamt und Landeskirche konnte Ende April mit den Bauarbeiten begonnen werden. Alle Elektroleitungen zu den Heizkörpern, Schaltern und Steckdosen mussten ausgebaut und neu verlegt werden. „Es sah richtig wüst hier drinnen aus“, erinnert sich Architekt Erich Windmüller. Um die historische Metzlerorgel zu schützen, wurde sie fachgerecht eingepackt. Neue Schaltschränke wurden installiert, jetzt gibt es eine gemeinsame Schaltzentrale für Heizung, Beleuchtung und Glocken.

Bequem: Um es den Gläubigen etwas bequemer zu machen, wurde auf jeder Seite und auf der ersten Empore eine Bankreihe und die Fußstützen entfernt, die barocken Sitzgelegenheiten bearbeitet, versetzt und der Parkettboden aufgearbeitet.

Die auffälligsten Arbeiten sind jedoch die neuen Anstriche.

Der vorher düstere Altarraum wurde durch eine weiße Decke und dem Entfernen einiger Gegenstände wie alten Wandteppichen hell und freundlich. Die angegriffene Kanzel und das Kreuz wurden restauriert. Die Balkone waren vorher in weiß gestrichen mit matten Holzfenstern. Nach Absprache mit dem Landesdenkmalamt sind sie nun in grau mit blaugrünen Hervorhebungen gestaltet. Neue Halogenlampen lassen alles in neuem Glanz erstrahlen. „Vorher waren da so alte schmuddelige Plastiklampen“, erzählt Pfarrer Fritz Hezinger.

Eigenarbeit: Rund 70 000 Euro wird die Maßnahme am Ende kosten, ein Betrag, der durch den tatkräftigen Einsatz der Kirchenmitglieder um einiges reduziert werden konnte. Abzüglich der Zuschüsse durch den Oberkirchenrat Stuttgart von 30 Prozent und des Kirchenbezirks Neuenstadt von zehn Prozent bleiben immer noch etwa 38 000 Euro übrig, die schließlich aus Rücklagen und Zuwendungen finanziert werden müssen.

10 000 Euro wurden bisher gespendet - noch zu wenig . Daher hofft Pfarrer Hezinger noch auf weiteren Zuspruch der Gemeinde.

© stimme.de

Video und Glockengeläut der Johanneskirche in Olnhausen

© DerBeichtstuhl

 

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