Jagsthausen

Wir haben eine lange Geschichte.

♦ Ortsgeschichte

Vermutlich ist Jagsthausen eine Siedlung des frühmittelalterlichen Landesausbaus. Ob eine Erwähnung von »Husun« zum Jahr 1090 hierher bezogen werden kann, erscheint fraglich; sicher ist hingegen ein Nachweis von 1212 (»Husen«). Die differenzierende Namensform »Jagshusen« ist bereits um 1310 bezeugt. Allerdings hat der unmittelbar hinter dem Obergermanischen Limes gelegene Ort eine bedeutende römische Vorgeschichte. Auf dem Plateau über der Jagst, auf dem hernach die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Schlösser entstanden, gab es ein um die Mitte des 2. Jahrhunderts angelegtes rechteckiges Kastell (circa 195 x 155 Meter). In den Steinäckern befand sich das dazugehörige Bad, dazwischen und westlich davon eine Zivilsiedlung und im Gewann Dinkelau, noch weiter im Westen, ein römisches Gräberfeld.
Seit dem 18. Jahrhundert kamen entsprechende Funde in großer Zahl zutage, und wiederholte Grabungen ließen inzwischen ein genaues Bild vom römischen »Jagsthausen« entstehen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts bestand das Dorf neben den beiden Schlössern aus 111 Anwesen, etwa je zur Hälfte auf der Jagstseite und der Kirchenseite der Hauptstraße. Allerdings waren davon nur sechzig bewohnt; die anderen 51 lagen seit dem Dreißigjährigen Krieg öd und unbewohnt. Zur Gemeinde von Jagsthausen gehören von alters her die Weiler und Höfe Pfitzhof (1314 »Pfuezich«, 1498 »Pfutzingen«), Leuterstal (1343 »Leuthterstal«, auch Stahlhof) und Stolzenhof (1542 Hof auf dem Berg). Das mit eigener Gemarkung nördlich, weitab von Jagsthausen gelegene Leuterstal und der auf der Höhe jenseits der Jagst, vor dem Hardthäuser Wald gelegene Pfitzhof (Äußerer, Mittlerer, Unterer) waren Teil des Würzburger Lehens der Berlichingen und wurden in der frühen Neuzeit mitunter als Eigenwirtschaftsbetriebe geführt. Auf dem Pfitzhof wirtschafteten 1583 vier Hofbauern. Die Leuterstaler Schaftriebrechte erstreckten sich im 16. Jahrhundert bis nach Neusaß, Volkshausen und Widdern. Den auf einer breiten Terrasse in einer Flußschlinge rechts der Jagst gelegenen Ort umgeben neue Wohnviertel im Westen (»Mühläcker« 1953), Südwesten (»Mühlrain« 1958, 1963), Norden (»Rappen« 1959, 1966, »Mosig« 1977)und Osten(»Hofäcker« 1966). Gewerbliche Ansiedlungen nahe des Bahnhofs jenseits der Jagst (seit 1951).
(Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg)
 

♦ Kirche und Religion

Ursprünglich war die Kirche zu Unserer Lieben Frau (Ersterwähnung 1437) in Jagsthausen seit dem Jahr 1230 eine Filiale von Widdern. Im Staatsarchiv in München findet sich eine Urkunde des Klosters Seligental. Darin wird ein eigener Pfarrer seit 1294 bezeugt, ein gewisser Albertus Plebanus in ( Jagst- ) hausen. In den Chroniken lesen wir: Für den Dienst des Pfarrers aus Widdern mußten die Jagsthausener jährlich ein Fuder Wein und 20 Malter rauhe Frucht reichen.

In der Beschreibung des Oberamts Neckarsulm aus dem Jahr 1881 steht:

(Schreibweise im Originaltext) "Gemeinde II. Klasse mit Marktgerechtigkeit, mit 1032 Einw., worunter 35 Kath., Filialisten von Berlichingen, OA. Künzelsau, und 10 eig. Konf. a) Jagsthausen, Pfarrdorf 846 Einw. (27 Kath.); b) Edelmannshof, 17 E. (2 Kath.); c) Leutersthal (Stahlhof), 23 Einw. (10 eig. Konf.); d) Pfitzhof, Weiler, 126 Einw. (2 Kath.); f) Stolzenhof, 20 E. (4 Kath.) ... In der mit einem gemalten, von der Gemeinde gestifteten Fenster geschmückten, sonst einfachen Kirche führt ein Rundbogen zu dem 6 Stufen erhöhten Chor. Dieser bildet das untere Geschoß des sich im Osten anschließenden Thurms und zeigt drei spitzbogige Fenster; er bildet, massiv von Stein, ein reguläres Achteck mit 4 Stockwerken. In den 3 unteren sind gothische Fenster zum Theil noch mit Maßwerk, im vierten 2 Rundbogenfenster; oben eine schiefergedeckte Kuppel mit Laterne. 3 Glocken hängen auf dem Thurm: die erste mit dem Berlichingen’schen Wappen hat die Inschrift: anno 1646 durch den schwedischen Brand zerschmolzen, wiederum gegossen 1650; oben gloria deo in excelsis. Nr. 2 hat die Zahl 1728. Nr. 3: Gegossen von L. Neubert in Ludwigsburg 1838. Herr Stock, Pfarrer; Schmiech, Schultheißenamtsverweser; Rückert, Gemeindepfleger".

Eine Frühmesse zu Ehren der Muttergottes, Aller Heiligen und des Himmlischen Heeres wurde 1400/20 unter maßgeblicher Beteiligung der Berlichingen gestiftet. Die Kollatur beider Pfründen oblag der Herrschaft.

Vom 13. Jahrhundert an waren die von Berlichingen über 500 Jahre lang die Ortsherren von Jagsthausen. Hans-Jakob von Berlichingen, der Sohn des berühmten Götz von Berlichingen und sein Neffe Thomas von Berlichingen führten im Jahr 1560 die Reformation bei uns ein. Schon fünf Jahre später wurde am Kirchplatz die erste Volksschule eröffnet. Bildung war von Anfang an ein wichtiges Anliegen der Reformatoren. Wiewohl Angehörige der vogtsherrlichen Familie bereits in den 1520er Jahren mit der Reformation sympathisierten, wurde die neue Lehre umständehalber erst nach der Verkündung des Augsburger Religionsfriedens (1555) definitiv eingeführt.

Zur lutherischen Pfarrei Jagsthausen gehörten 1706 die Filialgemeinden Stolzenhof, Leuterstal, Pfitzhof, Berlichingen und Rossach. Eine 1563 erwähnte St. Wolfgangs-Kapelle »auf dem Schornberg« ist beim Stolzenhof zu vermuten. Bei dem auf Darstellungen des 19. Jahrhunderts (zuletzt 1861) erkennbaren Kirchlein jenseits der Jagst handelt es sich vermutlich um eine Friedhofskapelle, für die ein höheres Alter nicht anzunehmen ist.

1550 lebten am Ort wenigstens zwei Judenfamilien; später legte die Herrschaft Wert darauf, dass Israeliten sich zwar in Berlichingen und Olnhausen, nicht aber in Jagsthausen ansiedelten.
 

Pilgerstempel

Pilgerstempel

Ein Schulmeister erscheint erstmals 1615, dürfte aber schon früher da gewesen sein. Er spielte die Orgel und versah das Geläut sowie die Uhr. Zum Jahr 1706 wird ausdrücklich hervorgehoben, dass Schulunterricht das ganze Jahr über erteilt wurde.

Die gotische Chorturmkirche mit ihrem unregelmäßigem, sechseckigem Turm wurde mehrmals umgebaut. Zuletzt 1996.

Beim Gang in das Innere der Jakobuskirche bemerken wir im vorderen Bereich die Epitaphien (Grabinschrift oder ein Grabdenkmal für einen Verstorbenen an einer Kirchenwand oder einem Pfeiler). Links und rechts vor den Stufen zum Altar finden wir Epitaphien der Familie von Berlichingen. Auf der Brüstung der 2. Empore finden sich Bilder der 12 Apostel.

Gleich rechts neben der Eingangstüre erhalten Sie auch den Stempel für Ihren Pilgerpass. Hier liegt auch das Gästebuch aus, in dem Sie sich gerne eintragen dürfen.

Im Jahr 2017 wurde die Skulptur einer Jakobusfigur eingeweiht, die der Jagsthäuser Kirchengemeinderat David Huber aus Lindenholz geschaffen hat. Die Jakobusfigur thront im Freien vor dem Chorturm auf einem Sockel stehend und begrüßt den von der Hauptstraße herkommenden Besucher traditionell mit Wanderstab und Jakobsmuschel.

Die Öffnungszeiten unserer Kirche:

     

  • im Sommer: 07:00 – 18:00 Uhr
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  • im Winter:   08:00 – 16:00 Uhr
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Im Jahr 2020 wurde das Turmdach neu gedeckt und die Ziffernblätter der Uhr neu saniert sowie die Fassade gereinigt und neu gestrichen.
Hierbei hat Architekt Erich Windmüller interessante Funde in der Kugel des Turmziers gemacht.

     

  • Ein Schriftstück von 1966 besagt, dass Dachreparaturen 1953 ausgeführt wurden und am 6.12.1965 bei einem Sturm Kreuz und Hahn vom Turm herabgerissen wurden. Von Edmund Zahn wurde der Schaden repariert (Schwiegersohn von Schmiedemeister Georg Herrmann aus Jagsthausen). Für die Malerarbeiten war Walter Waibel beauftragt. Die Dacharbeiten führten Lang und Sohn aus, die auch 2020 damit beauftragt waren, damals einem Herrn Mohr, dessen Sohn heute wieder daran mitarbeitet.
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  • Außerdem fand man eine Urkunde aus dem Jahre 1953, geschrieben von Erich Oppenländer, damaliger Geschäftsführer des Heimat- und Verkehrsvereins, mit Unterschriften vom Pfarrer, Bürgermeister, Kirchengemeinderäte und Gemeinderäte.
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  • Weiterhin waren Prospekte von den 4. Burgfestspielen enthalten.
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Die gefundenen Unterlagen waren noch sehr gut erhalten. Diese waren eng zusammengerollt und noch mit einer Folie umwickelt sowie in einem mit Deckel versehenem Kupferrohr, Durchmesser 38 mm und Länge 270 mm, eingelagert. Die Originale wurden bei der Wiedermontage des Turmziers wieder eingebaut, gemeinsam mit neuen Unterlagen.

 

     

Die Kirchenorgel wurde von Grund auf neu überholt. Durch die Firma Link wurde die Klaviatur, die Traktur und die Registerzüge überholt sowie alle Pfeifen gereinigt und neu intoniert. Ein Register wurde durch ein neues, besser klingendes ersetzt. Die Bespielbarkeit und der Klang entsprechen nun wieder einem neuwertigen Instrument.

 

Video und Glockengeläut der Jakobuskirche in Jagsthausen

© DerBeichtstuhl
 

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Auszüge aus dem Gästebuch in der Jakobuskirche in Jagsthausen